Die Wirtschaft ist als Teilbereich der Gesellschaft grundlegend an Ergebnis- und Effizienzorientierung ausgerichtet. Das macht ihre Stärke aus. Gleiches gilt für Unternehmen als ihre Akteure. Kunst und Liebe hingegen interessieren sich von ihrer Grundlogik her weder für Ergebnisstreben noch für Effizienz. Was also soll die Wirtschaft dann von ihnen lernen können? Klingt eher esoterisch. Ist es mitnichten – aber schauen wir einfach.

 

Liebe – Vom Wert der Verbindung

Beginnen wir deswegen mit der Liebe – schon, weil er das vermeintlich (noch) absurdere der beiden Konstrukte ist.

Wirtschaft, so weiß es die Volkswirtschaft, ist von individuellen Nutzen geprägt. Aber was sind diese genau? Fest steht, dass der homo oeconomicus in seiner usprünglichen Form hierfür nicht mehr zur Erklärung taugt. Nutzen ist mehr als rein rationale Kalkulation. Märkte bestehen aus Menschen, wissen wir seit Rick Levine und David Weinberger. Deswegen geht es immer um die gesamte Vielfalt menschlicher Bedürfnisse – inklusive Bedürfnissen, Wünschen, Sehnsüchten, Träumen. Auf der Seite der Nachfrage, klar. Aber durchaus auch auf der Seite des Angebotes, denn auch hier sind maßgeblich Menschen tätig – mit ebensolchen Bedürfnissen. Denken wir allein an die gerade zahlreich aufkommenden Aktivitäten rund um die Entwicklung von `Purpose` u.ä. – hier geht es um Sinn – und damit weit über einen rein ökonomischen Nutzen hinaus. 

Kurzum: Menschen, wohin man schaut. Beginnt man nun, nicht nur auf die eine oder die andere Seite und ihren jeweiligen Nutzen zu schauen (Anbieter, Nachfrager), sondern auf die Beziehung dazwischen, eröffnet sich ein ganz neues, viel weiter tragendes Feld: die Beziehung, das Gemeinsame, das Verbindende! Je besser dies gelingt, umso enger, vertrauensvoller, eben Wert-haltiger wird die Beziehung (fragen Sie gern einmal bei der Wert-vollsten Marke der Welt, Apple, nach. Wohl kaum eine andere Marke hat derart viel Wert auf eben dieses Dazwischen gelegt). Aufeinander-Bezug-nehmen: Wie zitiert Niklas Luhmann seinen Freund Friedrich Rudolf Hohl zu diesem Aspekt:`Ein Gesicht vor dem Einen – keines mehr Sub-ject – nur noch Bezug – unfassbar – und – fest`. Wo findet sich dieses Zitat? Als Schlusswort in seinem Buch `Liebe als Passion`!

Das meinen wir, wenn wir von Liebe – und ihrer Inspiration für die Wirtschaft – sprechen: der ökonomische Wert des Denkens in Beziehungen!

Deswegen: Auf denn, legen wir los!

“Every child is an artist. The problem is how to remain an artist once he grows up.”

Pablo Picasso

Kunst – vom Sinn des Sinnfreien

Kunst – sie spielt ja durchaus im Wirtschaftskontext keine kleine Rolle, schaut man auf die vielen kleinen und großen Kunstsammlungen der verschiedenen Unternehmen – oder auch nur auf die Kunst, welche die Entrees und Flure vieler Unternehmen schmückt. Also findet sie doch schon statt. Was soll also das Neue sein? Ja, sie existiert – nur wird ihr Wirkungs-Potential viel zu selten genutzt! Wie häufig erlebt man in Unternehmen (oder auch anderen Organisationen) eine gewisse Skepsis, gern auch pures Unverständnis über eben diese Kunst. Was soll das bloß? Ich versteh das nicht … nicht selten eher hinter vorgehaltener Hand … möglicherweise kennen Sie solche Sätze.

Dabei offenbaren sie perfekt den eigentlichen Zweck von Kunst, ihre innewohnende Funktion! Kunst nämlich, so Niklas Luhmann, unterbricht Wahrnehmungsautomatismen – und überführt die sinnliche Wahrnehmung, also das Individuelle, in Kommunikation, also in das Soziale. Dies nicht zuletzt, weil sie frei ist von Zweck, von Nutzen, von Sinn: Ein Stuhl dient zum Sitzen, ein Glas zum Trinken, ein Bleistift zum Zeichnen. Aber ein Kunstwerk, hm? ´Ist das Kunst, oder kann das weg?` – auch den Satz kennen Sie vermutlich.

Mit anderen Worten: Kunst irritiert, bringt vom eingefahrenen Weg ab, zwingt, neu zu denken! Dies alles nicht allein, im stillen Kämmerlein, sondern mit den anderen zusammen, führt doch das Aussprochen der Irritation(en) zum intensiven darüber Austauschen – und Entwickeln von neuen Perspektiven! 

Was nun, gibt es Kraftvolleres in einer Zeit von Transformation, von Disruption, in der händeringend nach Neuem gesucht wird?

Sie muss eben nur (richtig) genutzt werden.

Worauf warten wir also?