MENSCHEN


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Über die Einheit der Differenz, den Sinn des Sinnfreien und das Brückenbauen als Mission - Ein Gespräch mit Marcus Mex, Gründer von MILLER & PARTHUM

MILLER & PARTHUM – ERZÄHL MAL, WIE KAM ES DAZU!

Nun, so ganz grundsätzlich ist es, vermutlich wie bei jeder Gründung, das Ergebnis eines Prozesses gewesen, in dem sich Dinge Stück für Stück zusammengefügt haben. Ein wesentlicher Moment war jedenfalls, als ich irgendwann einmal versucht hatte zu verstehen, ob es bei den besonders erfolgreichen Projekten in irgend einer Form einen gemeinsamen Nenner gibt – und dem es bei den weniger erfolgreichen Projekten vielleicht sogar mangelte. Im Mathematik-Unterricht hätte man wahrscheinlich gesagt: das X, welches man vor die Klammer ziehen kann. Und die Erkenntnis war dann, dass dieses X ein UND ist! Das konsequente Denken von Kommunikation als Beziehung, als Verbindung, als ein Miteinander von zwei Seiten. Damit stand auch direkt der zentrale Teil des Namens – das UND. Es hat die Kraft, alles Mögliche miteinander zu verbinden: Unternehmen und deren Zielgruppen, Sportmannschaften und Fans, MILLER und PARTHUM etc.. Dabei geht es weniger um die jeweiligen Seiten: Das Entscheidende und Kraftvolle ist die Verbindung, quasi die Einheit der Differenz.

 

DIE EINHEIT DER DIFFERENZ – DAS MUSST DU EINMAL ERKLÄREN!

Ich hole einmal kurz aus. Im Studium bin ich unter anderem über den amerikanischen Anthropologen Gregory Bateson gestolpert: ´A bit of information can be defined as a difference that makes a difference.` Mit anderen Worten: Wir Menschen nehmen nie Dinge oder Sachen an sich wahr – Formen, Farben, Aussagen etc. – sondern immer nur den Unterschied, der in ihnen liegt. ´Blau` ist beispielsweise für uns jetzt gerade nur deswegen eine Information, weil wir wissen, dass es nicht Gelb, Rot oder irgendeine andere Farbe ist. Insofern kann unser Gehirn etwas nur verarbeiten, wenn es einen Unterschied beinhaltet. Den es aber logischerweise nur geben kann, wenn es eben zwei Seiten gibt.

 

KLINGT GANZ SCHÖN … KOMPLIZIERT!

Oh je, ich weiß, sorry! Aber ich gestehe: Auch ich habe eine ganze Weile gebraucht, dies zu verstehen und vor allem konsequent umzusetzen. Nicht immer nur auf das Eine oder das Andere zu schauen, sondern eben auf das Dazwischen, das Verbindende. Aber je häufiger ich es getan habe, desto leichter fiel es und desto mehr und größere Welten haben sich mir aufgetan. Und, wie die Erkenntnis zu den Projekterfolgen dann gezeigt hat, ist da sogar möglicherweise eine gewisse Erfolgsformel enthalten. Jedenfalls war das der Moment, als ich dachte: Hey, die Welt hat ein Recht darauf, dies auch einmal für sich auszuprobieren und zu schauen, wie weit es trägt!

 

HAST DU EINMAL EIN PRAKTISCHES BEISPIEL?

Nehmen wir das Thema ´Marke´, weil es grundsätzlich jedem schon einmal etwas sagt. Verstehe ich `Marke` als eingetragenes Kennzeichen, als Logo, ist dies zwar nicht falsch. Aber erst, wenn ich Marke als Verbindung betrachte, eröffnet sich das gesamte Potential und die volle Kraft dieses Phänomens: Marke als Verbindung, als Brücke! Und zwar zwischen der Kompetenz eines Anbieters und den Bedürfnissen der Zielgruppe. So gesehen wird Markenmanagement dann zu Beziehungsmanagement, dass die klassische Grenze zwischen `Innen` und `Außen`  auflöst, ja die eigentlich grundlegend verschiedenen Perspektiven von Inside-Out und Outside-In sogar vereint.


Der wichtigste Wert für Erfolg? Offenheit! Offenheit versus Verschlossenheit ist die Weggabelung zwischen Circulus vitiosus und Circulus virtuosus.


UND DAMIT GING ES DANN LOS?

Noch nicht ganz, es kam noch etwas zweites hinzu: eine Krise. Konkret: gesundheitlicher Natur. Dies hat mich seinerzeit sehr intensiv darüber nachdenken lassen, was ich wirklich will und was mich richtig glücklich macht. Gedanken wie: Wie zufrieden und erfüllt werde ich auf mein Leben zurückblicken in dem Moment, da es sich voraussichtlich dem Ende zuneigt. Natürlich war das damals keine angenehme, keine schöne Zeit, klar. Im Nachhinein allerdings muss ich sagen: Es war mit das Beste, was mir widerfahren konnte. Es haben sich aus dieser Krise so wunderbare Dinge ergeben, beileibe nicht nur MILLER & PARTHUM. Nicht zuletzt auch mein Zugang zur Kunst, der Sinn des Sinnfreien.

 

SINN DES SINNFREIEN? BITTE?

Unsere moderne Welt ist von der Ratio, dem Sinnhaften geprägt. Ohne Frage ist dies der Grund für all unsere modernen Errungenschaften. Nur welche davon beseelen uns? Ergreifen uns? Machen uns wirklich glücklich? Und treiben uns innerlich voran? Da ist Kunst ein fantastisches Medium, eines ohne Vergleich, weil es konsequent dem Sinnvollen den Rücken zuwendet und das Sinnfreie feiert. Sie bricht so mit eingefahrenen Wegen, insbesondere im Kopf, sie stellt Fragen – und verweigert klare Antworten. Sie zwingt zur Aktivität, zum tätig werden, zum Neudenken – grandios! Und davor, und das scheint mir noch viel wichtiger: Sie zwingt bzw. ermutigt zur Offenheit – dem Kern jedes Erfolges!

 

OFFENHEIT ALS KERN VON ERFOLG – WIE MEINST DU DAS?

Nun, etwas Neues zu erschaffen, eine Idee erfolgreich umzusetzen, setzt immer auch Kreativität voraus. Und bekanntermaßen ist Kreativität das Zusammenfügen von Dingen oder Aspekten, die so bisher noch nicht zusammengeführt worden sind. Und je mehr an verschiedenen Elementen vorhanden sind in einem Kopf – oder den Köpfen – desto wahrscheinlicher wird Neues entstehen, einfach weil mehr ´Ausgangsmaterial` vorhanden ist. Nur müssen eben diese verschiedenen Dinge erst einmal in den jeweilige Kopf bzw. die Köpfe hineinkommen. Und das gelingt eben nur mit Offenheit, mit `JA, und …` Mit `NEIN, aber …` wird das eher schwierig. Je mehr Offenheit, desto mehr neue Elemente, aus denen Neues entstehen kann, desto wahrscheinlicher das Entstehen von neuem Erfolgreichen, desto mehr Motivation, sich zu öffnen etc. – ein wahrer Circulus Virtuosus! Ich wette: Ihr werdet mir nicht einen einzigen nachhaltig erfolgreichen Menschen oder ein entsprechendes Unternehmen nennen können, welches diese These widerlegt!

Nun ja, und unsere Herausforderungen sind wohl reichhaltig und groß genug, um neue Antworten dafür kreieren zu müssen. Also worauf warten wir? Lasst uns loslegen: Lasst uns Brücken bauen – und neue Ufer erreichen!